Nahezu alle wildlebenden Tiere sind von Parasiten befallen. Unter natürlichen Bedingungen stellt dies kein Problem dar, denn Wirt und Parasit haben sich über viele Jahrmillionen aneinander angepasst. Zwischen ihnen hat sich ein natürliches Gleichgewicht eingestellt.
Künstliche Haltungsbedingungen im Terrarium oder Freigehege verändern dieses Gleichgewicht jedoch zugunsten der Parasiten. Räumliche Begrenzung und enge Vergesellschaftung führen dazu, dass die Tiere in ständigem Kontakt mit den Eiern, Sporen oder Zysten der Parasiten stehen. Der hohe Erregerdruck kann zum Massenbefall führen. Ein im Grund harmloser Parasit wird so schnell zur gesundheitlichen Bedrohung.
Abhängig von Haltungsbedingungen und Stressbelastung kann der Parasitenbefall stark schwanken. Manchmal verstärkt er sich durch ständige Neuinfektion kontinuierlich, er kann jedoch auch plötzlich explosionsartig zunehmen, z.B. wenn zusätzliche Belastungen wie Stress oder Krankheit hinzukommen. Typische Symptome sind:
Regelmäßige Kotuntersuchungen sind eine der wichtigsten medizinischen Maßnahmen in der Terrarienhaltung. Da Parasiten und deren Eier in der Regel über den Kot ausgeschieden werden, kann man pathogene Erreger auf diese Weise zuverlässig identifizieren und durch spezifische Medikamente gezielt bekämpfen. In der Regel genügt es, äußerlich gesunde Tiere einmal jährlich zu untersuchen, bei chronischem Befall oder erhöhtem Erregerdruck auch zweimal jährlich. Arten, die eine Winter- bzw. Sommerruhe halten, werden spätestens 2 Monate vor Beginn der Ruhezeit untersucht.
Wildfänge sollten auf jeden Fall direkt nach Erwerb untersucht werden, auch wenn die Tiere scheinbar gesund sind. Bis zur Diagnosestellung bzw. erfolgreichen Behandlung werden sie in Quarantäne gehalten, um keine Krankheiten in den alten Bestand einzuschleppen.
Die Therapie sollte auf jeden Fall durch einen reptilienkundigen Tierarzt erfolgen, da sich Präparat und Dosierung von den Verordnungen für Säugetiere unterscheiden können. Leider töten viele der eingesetzten Mittel nicht nur pathogene Einzeller, sondern auch nützliche Darmsymbionten und führen somit zu einer Schädigung der Darmflora. Begleitend zur medikamentösen Behandlung sollte deshalb immer eine Regulation der Darmflora erfolgen. Hierfür eignen sich natürliche Darmsymbionten wie Hefe- oder Milchsäurebakterien, die z.B. in entsprechenden Präparaten enthalten sind, aber auch in normalen Bierhefetabletten. Da eine medikamentöse Behandlungen in den allermeisten Fällen mit einer Giftbelastung für den Körper verbunden sind, sollte außerdem auf eine optimale Flüssigkeitsversorgung geachtet werden.
Betroffene Tiere werden separiert und während des gesamten Behandlungszeitraumes in einem minimal eingerichteten Quarantänebecken auf Küchenpapier gehalten. Als Versteck kann ein kleiner Karton dienen. Daneben ist auf konsequente Hygiene zu achten. Um erneute Infektionen zu vermeiden, müssen alle Ausscheidungsprodukte zügig aus dem Becken entfernt werden.
In den meisten Fällen müssen außerdem Terrarium, Bodensubstrat und Einrichtungsgegenstände gründlich desinfiziert und die Terrarienpflanzen entsorgt werden.